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Störtebekers Logbuch Nr

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Janny Timm berichtet von der Spiel '98, der internationalen Spielemesse im Oktober in Essen. Mehrere Kurz-Rezensionen von Gordian Kaulbarsch und HOG schließen sich am Ende an.

Metadaten[]

Autor*in Janny Timm, Gordian Kaulbarsch, HOG
Illustrator*in Janny Timm: Held umarmt Pöppel, Pöppel und Troll, Amigos und Desperados, Pöppel am Boden
Ausgabe Störtebekers Logbuch Nr. 15
Seiten 10-13
Format Zweispaltig

Quelltext[]

Datei:Pöppelumarmung.png

Was gibt's zu Essen[]

Mühselige Pein ist es, Norddeutscher, tief in Deutschlands Süden zu fahren; in jene Gegend "Ruhrpott" genannt, wo die Gesetzeshüter noch richtig fluchen können und man 0,3l-Gläser serviert bekommt, wenn man ein großes Bier bestellt. Überhaupt gibt es in Pinten nur Altbier auf Hahn, auf Wunsch selbstverständlich auch mit Cola. Diese Pansche "Krefelder" genannt stellt das örtliche Alsterwasser-Surrogat dar, und spiegelt das Selbstverständnis des abendgeselligen Ruhrpottlers wider. Denke nicht, das du dich auf der Suche nach richtigem Bier zur nächsten Tanke fliehen kannst... Astra, Holsten und Tuborg kennen sie dort nicht. Sie, das sind die Bewohner dieses Städtemolochs, denen die zahlreichen Autobahnen das Leben spannend halten. Obwohl so viele Fernsehserien die schrecklichen Ergebnisse fehlgeleiteter Verkehrsplanung portraitieren, hält man doch an der Eigenart fest, Deutsch mit einem Akzent zu sprechen, der jedem Schauspieler zur Arbeitslosigkeit verdammen würde. Was also treibt die Logbuch Redaktion in die Vorhölle?

Natürlich die weltweit größte Spielemesse in den Messehallen in Essen.

Komm und spiel mit mir[]

In sechs großen Hallen präsentiert sich der deutsche und internationale Spielemarkt dem staunenden Besucher, dem zwischen Pöppeln und Würfeln keine Stunde der vier Veranstaltungstage langweilig wird. Vor den meisten Ständen besteht die Möglichkeit die Neuerscheinungen testzuspielen. Besonders am Wochenende entsteht allerdings ein derartiges Gedränge, daß ein planvolles Anpeilen der einzelnen Angebote nicht sinnvoll ist. Spiele, wo du sitzt, wenn du schon mal sitzt - das ist die Devise. Wir Rollenspieler hatten eine eigene Halle für uns alleine und mußten sie diesmal auch nicht mit den freischaffenden Magic-Händlern teilen. Die waren im letzten Jahr noch omnipräsent, nun jedoch völlig verschwunden. Ob das wohl verboten worden ist? Ein Hort der Ruhe war dieses Mal erstaunlicherweise die Kinderhalle. Meiner Ansicht nach sollte sich die innovative Kraft von Spielemachern hauptsächlich auf die Ruhigstellung der Rangen konzentrieren. Die Neupräsentationen in dieser Halle hielten sich allerdings in Grenzen, so auch die Blagen.

Datei:Pöppeltroll.png

Für Kenner der Messe war also der Weg frei zum Stand des Kinderschutzbunds wo es zu günstigen Preisen erneut Backleckereien gab.

Amigos und Desperados[]

Datei:Amigos+Desperados.png

Der vielleicht reichste deutsche Spieleverlag, Amigo, hatte sich oberhalb des Pressezentrums zusätzlich zum größten Messestand einen eigenen Raum einrichten lassen. Emsig und beständig waren die Öffentlichkeitsarbeiter um die zahlreichen Besucher bemüht. Ich war neugierig auf die neue Aufmachung von AD&D, also lümmelte ich mich auf einen der zahlreichen Tische vor den Amigo-Raum. So fand ich mich plötzlich inmitten einer Pressekonferenz, die Amigo ausrichtete, um die Spitzen der RSP-Szene über ein neues Projekt zu informieren: Es wird ein Rollenspieler-Netzwerk (RPGA = Role Players Gaming Association) von eingearbeiteten Spielleitern zusammengestellt, die mittels der neuen AD&D-Boxen Runden anbieten. Je nach der Qualität der meisterlichen Anstrengung erhält der Spielleiter dann eine Benotung durch seine Spieler. Diese wird er dann an Amigo zurückleiten, und erhält so die Chance sich ein Punktekonto anzusammeln. Über ein ausgefeiltes Ranking kann er dann vom "Rookie" bis zum bundesdeutschen Ober-Klasse-Meister aufsteigen. Dann wird er vielleicht zur Weltmeister-Meisterschaft eingeladen... Die Idee kam zumindest bei den Vertretern der Gilde der Fantasy-Rollenspieler gut an. Robert Gaida (Noch-Vorsitzender GFR) sieht hierin die Chance zu einer besseren Koordination zwischen den Vereinen. Ernst Deppler, der Organisator des Feencons erhofft mit Hilfe des Amigo-Netzwerk den wiederholten Spieleitermangel des Feencons auszugleichen. (Näheres unter Zine/Szene-Intern in diesem Logbuch)

Über die Zinnlosigkeit...[]

Miniaturen aller Arten gab es zu Schleuderpreisen. Bis zum Hals in Kartons wühlend gestanden sich glutäugige Tabletopper, daß sie ja eigentlich schon eine vollständige Space-Marine-Armee hätten, aber es sei hier ja alles so billig. Die 50% Preisnachlaß bei Warzone z. B. bedeuten doch eigentlich eher Betrübliches, oder? Nichtsdestowenigertrotz präsentierte Excalibur ein neues schnelles Tabletop-System namens Fearless. Es ist verhältnismässig fix, und auch schon mit geringstem Kostenaufwand spielbar. Fazit aus dem Augenschein der Miniaturenramscherei ist jedenfalls, daß die großen epischen Materialschlachten bald vergessen sind. Die Spieler scheinen zur übersichtlichen Taktik á la Battletech zurückzufinden, und Systeme, die auf Klasse statt Masse setzen, sind auf dem Vormarsch.

Was gibt's Neues, gibt's was Neues?[]

Holistic Design, der Debütant des letzen Jahres hat das Angebot um ein auf Fading Suns basierendes Tabletop-System erweitert. Fading Suns selbst wird als Übersetzung vom Mario Truant vertrieben. Zusätzlich bietet der rührige Mainzer jetzt das Endzeit-Spaghetti-Western-System Deadlands an. In Sachen Innovation ist Truant damit wohl momentan nicht zu überbieten.

Die Fantastische Spiele GbR präsentiert ein Chtulhu-Modul zum Thema Titanic. Der ausführliche Handout-Anhang, der bei diesem System schon Standard ist, fehlt nicht, und ist inklusive vollständiger Schiffsrolle sehr stimmungsvoll gelungen. Feder & Schwert präsentierte ein neues deutsches Quellenbuch: Wiener Blut beschreibt das untote Sozialsystem in dieser restriktiv geführten Stadt, das Clanbuch Lasombra (s. u.) erweitert die Gegnerschaft der Carmarilla, und der Roman Durch Bittere Asche hilft bei Dark-Ages-Entzug.

Janny

Auch kleinere Verlage präsentierten Ihre Produkte. Diesen wollen wir uns mit zwei Beispielen besonders widmen. Ein drittes zum Thema Liverollenspiel findet sich in der Rubrik LARP-Survival in diesem Logbuch:

Die bitteren Klippen der Freiheit[]

1. Band der „Erben der Unsterblichkeit“ Universal-Fabtasy-Rollenspielabenteuer von Mark „Krimsu“ Siehnholz & Ralf Sandfuchs im Verlag Krimsus Krimskrams Kiste

Die Aufmachung ist klasse - besser als bei manch anderen Abenteuern: Hochglanz-Softcover, angenehmes Layout, durchsetzt mit toll gezeichneten Comics, die Teile der Geschichte erzählen. Der Schreibstil hat mir viel Freude gemacht - hier haben die Autoren viel mit den Augen zwinkern müssen, endlich hatte ich mal wieder viel Spaß beim Lesen.

Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß das Konzept sehr gewagt ist, für diese Kampagne eine neue Welt aufzutun - mit allem was dazu gehört: Reiche, Rassen Religionen und dergleichen. Wann kommt der nächste Band raus für diese Welt - auf der nächsten Messe?? Das hätte eher allgemeiner sein müssen, auf daß sich das Abenteuer leicht in diverse Welten übertragen läßt.

Dabei ist der Aufbau und Inhalt des Abenteuers nicht so radikal besonders, daß es eine eigene Welt gerechtfertigt - zumindest zum jetzigen Stand der Kampagne. Ehrlich gesagt enthält es wenig Überraschendes oder Besonderes, was mich dann doch überrascht hat: Das Abenteuer rechtfertigt für mich nicht in solch toller Aufmachung und in diesem besonderen Schreibstil veröffentlicht worden zu sein. Bekannte Elemente reihen sich aneinander. Eine große Enttäuschung steht den Helden unveränderlich bevor, was sehr frustrierend sein kann und zudem wird sehr empfohlen, die vorbereiteten Charaktere den Spielern aufzudrängen, um den Einstieg ins Abenteuer plausibel bewerkstelligen zu können. Bot nicht eigentlich das Rollenspiel immer die Möglichkeit, mit verschiedenen Gruppen-Zusammensetzungen in Abenteuer zu gelangen - kann die Plausibilität nicht dem Spielleiter überlassen werden?

Alles spricht dafür, daß von den Autoren brillante Werke zu erwarten sein können - dieses war keines. Schade. Ich warte auf die nächste Messe!

Datei:Pöppel am Boden.png

Das Piratenschiff[]

ein Brettspiel aus dem Regenbogenverlag von Volker Schäfer, Spieleverlag Regenbogen, (diese Kontaktdaten wurden nicht mit übertragen)'

Erhältlich direkt vom Verlag (in Hannover auch beim Spieleladen und bei Spielraum)

Das schöne an der Spiele-Messer Essen ist die Vielzahl der Kleinverlage. Deren Stände sind zwar nicht spektakulär, aber die Spiele vielfach interessant. Dies bewiesen schon die Messen der letzten Jahre (s. LB#14 und früher).

Ein Spiel namens "Das Piratenschiff" ist für das Logbuch natürlich verpflichtend. Also haben wir unsere Neugierde ausgespielt und wurden nicht enttäuscht. Wer mal ein Spiel ausprobieren will, das nicht in jedem Spielehandel zu finden ist, sollte nicht zögern das Piratenschiff zu bestellen bei oben genannter Adresse.

Im Prinzip ist es ein Handels- bzw. Tausch-Spiel und das Piratenschiff taucht eher am Rande auf: Bestimmte Inseln (drei frei verlegbare Karten) erwarten bestimmte Kombinationen von Waren (Chips) und geben dafür Geld. Auf hoher See können die Schiffe der Spieler (jeder hat eins) auch untereinander handeln. Das Piratenschiff kann dazwischen funken und Schiffe auf der Überfahrt um Waren erleichtern. Es gibt auch eine Bank, wo das Geld sicher ist: Die Schatzinsel - doch da muß man erstmal hinfahren, was auch wieder Zeit in Anspruch nimmt. Bis hierher klingt es vielleicht noch nicht so besonders, auch wenn der variable Spielplan (heißt die frei auslegbaren Insel-Karten) viele Varianten ermöglicht: Vom schnellen Abkassieren bei den Inseln, wenn diese eng beieinander liegen, bis zum zwischenhandels-intensiven ausgedehnten Spiel bei großem Inselabstand.

Den Clou macht jedoch die Bewegung aus: Ein bißchen an Tabletop-Spiele erinnern die verschieden langen Holzstäbe in 6 Farben als Entfernungsmesser. Diese Farben werden wiederum mit einem Würfel bestimmt. Würfelt ein Spieler Rot, so darf er mit dem roten Stab eine recht lange Strecke segeln, würfelt er nur weiß, kommt er fast gar nicht voran. Auch weitere Aktionen werden mit dem Farbwürfel erledigt - eine angenehm zahlenlose Geschichte.

Zu guter letzt gibt es Sonderauftrags- und Aktionskarten, die das Spiel zusätzlich aufmischen.

Das ganze Spiel ist sehr simpel und nicht allzu ästhetisch aufgemacht. Holzchips und grafisch ansprechendere Karten hätten den Preis aber auch leicht mehr als verdoppelt. Für ein Spiel aus einem Kleinverlag mit entsprechender Auflage ist der Preis von DM 35 ein Witz.

Insgesamt ist das Piratenschiff eine gelungene Sache.

Gordian

Clanbuch: Lasombra[]

Verlag: Feder & Schwert

Preis: 26,80 DM

(Dieser Beitrag unterliegt noch keiner freien Lizenz.)

HOG


ZERO - RPG[]

Verlag: Archangel Entertainment

Preis: ca. 49 DM

(Dieser Beitrag unterliegt noch keiner freien Lizenz.)

HOG

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